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AKV Insolvenzstatistik 1. Halbjahr 2025

Einleitung

Nach 2 Jahren Rezession prognostizieren Wirtschaftsforscher für das Jahr 2025 eine stagnierende Wirtschaftsleistung und erst für das Jahr 2026 ist mit einer langsamen Rückkehr auf einen Wachstumspfad mit einem BIP-Wachstum von 1,2 % zu rechnen. Eine solche Entwicklung würde sich am Insolvenzsektor erfahrungsgemäß erst mit einer zeitlichen Verzögerung von 6 bis 9 Monaten positiv mit abflauenden Insolvenzzahlen niederschlagen.

Im Bereich der Firmeninsolvenzen ist nach Vorliegen der Ist-Zahlen für das 1. Halbjahr 2025 noch eine gegenteilige Entwicklung feststellbar. Österreich steuert weiterhin auf das dritte Rekordpleitenjahr in Folge zu. Im Jahr 2024 lagen die eröffneten Firmeninsolvenzen über dem Niveau der Finanzkrise 2007/2008 und im 1. Halbjahr 2025 haben die eröffneten Firmeninsolvenzen neuerlich um 3,53 % auf 2.173 Verfahren zugenommen. Im 2. Quartal 2025 ist die Steigerungsrate leicht abgeflaut, wenn man einen Blick auf die Eröffnungen pro Monat wirft:

Durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch mehrerer Immobilienkonzerne (SIGNA/ Rene Benko, LNR/Lukas Neugebauer, 6B47, Sveta, SÜBA) rückte die Branche „Grundstücks- und Wohnungswesen“ im ersten Halbjahr 2025 bundesweit an die 5. Stelle mit 232 Insolvenzen, aber mit den höchsten Passiva von EUR 4,12 Mrd.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die 10 nach Passiva größten Unternehmen allesamt in der Immobilienentwicklung tätig sind bzw. waren, wobei neben der SÜBA AG die restlichen 9 Insolvenzen der SIGNA Unternehmensgruppe zuzuordnen sind.

Nachdem den Sanierungsplänen in den Verfahren SIGNA Prime Selection AG und SIGNA Development Selection AG vom OGH die gerichtlichen Bestätigungen versagt wurden, kommt es in den letzten Monaten in der SIGNA-Gruppe zu zahlreichen Liquidationen von Konzerngesellschaften, wobei die Liquidation überwiegend über Insolvenzverfahren erfolgt. Bekanntlich handelt es sich bei der SIGNA-Gruppe um ein aus mehr als 1.000 Gesellschaften bestehendes Unternehmensgeflecht. Allein im 1. Halbjahr 2025 wurden über das Vermögen von 94 Gesellschaften aus dem SIGNA- Konglomerat Insolvenzverfahren eröffnet, nämlich 88 Verfahren beim Handelsgericht Wien und 6 Verfahren am Landesgericht Innsbruck. Insgesamt wurden seit Ende 2023 Insolvenzverfahren über 151 SIGNA-Unternehmen in Österreich eröffnet, nämlich:

2023:   7 Wien:   7 Innsbruck: 0
2024: 50 Wien: 42 Innsbruck: 8
1. Halbjahr 2025: 94 Wien: 88 Innsbruck: 6

Die herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hinterlassen am Insolvenzsektor weiterhin ihre Spuren. Am häufigsten sind Insolvenzen weiterhin in den Branchen Handel (523), Bau (472) und Gastronomie (362) zu verzeichnen.

Die Passiva bewegen sich seit dem Jahr 2023 auf historischen Höchstwerten, nachdem die Gesamtpassiva der eröffneten Firmeninsolvenzen 2023 circa EUR 16,74 Mrd. und 2024 vorläufig circa EUR 19,5 Mrd. betragen haben. Auch dieser negative Trend setzt sich im 1. Halbjahr 2025 fort, nachdem sich die Passiva auf EUR  7,82 Mrd. belaufen.

Weiterhin ist wider Erwarten eine gegenteilige Entwicklung auf dem Privatkonkurssektor feststellbar. Im 1. Halbjahr 2025 haben die eröffneten Privatinsolvenzen um 2,09 % auf 4.503 eröffnete Privatkonkurse abgenommen, lediglich in Wien gibt es eine Zuwachsrate von 7,30 %.

Im Detail haben sich im 1. Halbjahr 2025 die Firmen- und Privatinsolvenzen österreichweit wie folgt entwickelt:

FIRMENINSOLVENZEN

1. Halbjahr 2025  2024
Eröffnete Insolvenzverfahren 2.173 2.099 + 3,53 %
Verfahrensabweisungsbeschlüsse 1.540 1.211 + 27,17 %
Firmeninsolvenzen gesamt 3.713 3.310 + 12,18 %

Die eröffneten Firmeninsolvenzen liegen nicht nur um 3,53 % über dem Vorjahreswert, vielmehr handelt es sich um einen historischen Höchstwert, welcher somit auch über der Anzahl an eröffneten Firmeninsolvenzen der Jahre der Finanzkrise 2007/2008 liegt.

Im Monatsdurchschnitt wurden im 1. Halbjahr 2025 362 Firmeninsolvenzen eröffnet, während es im Jahr 2024 noch durchschnittlich 346 Verfahren und im Jahr 2023 noch durchschnittlich 281 Verfahren waren.

Wöchentlich wurden heuer über das Vermögen von 84 Unternehmen in Österreich Insolvenzverfahren eröffnet.

Bei einem Vergleich zum Vorjahr sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass ein Vergleich zu vorliegenden Höchstwerten vorgenommen wird. So weisen Kärnten (+ 35,00 %), Tirol (+ 22,02 %) und Salzburg (+ 16,00 %) trotzdem hohe Steigerungsraten auf, während die eröffneten Firmeninsolvenzen in Vorarlberg (- 26,23 %) und im Burgenland (- 21,95 %) beträchtlich abgenommen haben, wie nachstehende Tabelle und Grafik zeigen:

Eröffnete Firmeninsolvenzen in den Bundesländern

2025  2024
Wien 799 758 + 5,41 %
Niederösterreich 389  396 – 1,77 %
Oberösterreich  234  238 – 1,68 %
Salzburg  116  100 + 16,00 %
Tirol  133  109 + 22,02 %
Vorarlberg  45  61 – 26,23 %
Burgenland  64  82 – 21,95 %
Steiermark  285  255 + 1,18 %
Kärnten  135  100 + 35,00 %
eröffnete Firmeninsolvenzen 2.173 2.099 + 23,36 %

Die Verfahrensabweisungsbeschlüsse haben gegenüber dem 1. Quartal 2025 abgenommen, dennoch liegt eine Steigerung von 27,17 % gegenüber dem Vorjahr vor. Bei diesen 1.540 Insolvenzanträgen lagen bei den schuldnerischen Unternehmen nicht einmal Aktivwerte in Höhe von EUR 4.000.- vor, um formelle Insolvenzverfahren einleiten zu können.

Antragsstellungen

Nachdem während der Corona-Epidemie eine Verschiebung der Antragstellungen zu Gläubigeranträgen erfolgte, nimmt nunmehr der Anteil an Eigenanträgen wieder zu. Dennoch werden Firmeninsolvenzen weiterhin mehrheitlich (53,52 %) über Anträge von Gläubigern eröffnet.

 
Eigenanträge 1.010 46,48 %
Gläubigeranträge 1.163 53,52 %
Gesamt 2.173 100,00 %

Gesamtpassiva der eröffneten Unternehmensinsolvenzen

1. Halbjahr 2025: EUR 7,824.479.000,-
1. Halbjahr 2024 EUR 14,075.129.000,-

Die Gesamtpassiva haben sich im 1. Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr annähernd halbiert (- 44,41 %), betragen aber dennoch unglaubliche EUR 7,82 Mrd.

Im Bereich der Gesamtpassiva sind erhebliche Unsicherheitsfaktoren gegeben, nachdem vor allem in den SIGNA-Insolvenzen nur ein Bruchteil der Forderungen anerkannt ist und der AKV in seiner Statistik vorwiegend von den angemeldeten Insolvenzforderungen ausgeht. Diesbezüglich verweisen wir auch auf die Ausführungen zu den SIGNA-Insolvenzen.

6 S 56/25i SIGNA Warenhaus Premium Immobilien
Beteiligung GmbH
1.041.001.000,-
  1010 WIEN Herrengasse 14/3. OG  
7 S 29/25m Herkules Holding GmbH 709.854.000,-
  6020 INNSBRUCK Maria-Theresien-Straße 31  
5 S 80/25m SIGNA sieben 2017 Prime Beteiligung
GmbH & Co KG
590.836.000,-
  1010 WIEN Freyung 3  
28 S 220/24t SIGNA Prime CM 2017 GmbH 478.744.000,-
  1010 WIEN Herrengasse 14/3. OG  
4 S 90/25z SIGNA Warenhaus D18 Immobilien
Beteiligung GmbH
353.129.000,-
  1010 WIEN Herrengasse 14/3. OG  
3 S 45/25z SIGNA 2019 Eins GmbH & Co KG 335.835.000,-
  6020 INNSBRUCK Maria-Theresien-Straße 31  
5 S 107/25g SIGNA Prime Capital Invest GmbH 310.284.000,-
  1010 WIEN Herrengasse 14/3. OG  
9 S 64/25p SÜBA AG 300.000.000,-
  1010 WIEN Wipplingerstraße 35, 4. Stock  
7 S 30/25h Herkules Finance Holding GmbH 257.416.000,-
  6020 INNSBRUCK Maria-Theresien-Straße 31  
6 S 18/25a SPS Primus Holding GmbH 238.399.000,-
  1010 WIEN Herrengasse 14/3. OG  

SIGNA Insolvenzen

Wie bereits einleitend ausgeführt, sind sämtliche Top-10 Insolvenzen nach Passiva der Immobilienentwicklung zuzuordnen; 9 davon gehören zur SIGNA/Benko Unternehmensgruppe.

Im 1. Halbjahr 2025 wurden insgesamt über 94 Unternehmen dieser Gruppe Insolvenzverfahren eröffnet.

Insgesamt werden seit Ende 2023 151 Signa Gesellschaften in Österreich über Insolvenzverfahren abgewickelt.

Wenige dieser Verfahren sind bereits abgeschlossen, so jedoch die 10. größte Insolvenz im 1. Halbjahr 2025, nämlich die SPS Primus Holding GmbH. In diesem Verfahren wurde eine Konkursquote von 40,32 % ausgeschüttet.

Wie schwierig es ist die Passiva in diesen Insolvenzen einzuordnen zeigt nachstehende Tabelle, in welcher bei den heurigen größten SIGNA/Benko Insolvenzen die angemeldeten Forderungen den anerkannten Forderungen gegenübergestellt werden:

GZ Forderungen angemeldet davon anerkannt
6 S 56/25i SIGNA Warenhaus Premium Immobilien Beteiligung GmbH 1.041.000.972,23 8.569,65 0,000823 %
7 S 29/25m Herkules Holding GmbH 709.853.954,45 35.158,93 0,004953 %
5 S 80/25m SIGNA sieben 2017 Prime Beteiligung GmbH & Co KG 590.836.002,23 11.343,47 0,001920 %
5 S 78 / 25t SIGNA acht 2017 Prime GmbH* 569.044.885,75 11.341,90 0,001993 %
28 S 220/24t SIGNA Prime CM 2017 GmbH 478.744.306,74 247,38 0,000052 %
4 S 90/25z SIGNA Warenhaus D18 Immobilien Beteiligung GmbH Anmeldefrist
noch offen
3 S 45/25z SIGNA 2019 Eins GmbH & Co KG 335.834.664,34 4.467,20 0,001330 %
3 S 46/25x SIGNA Prime 2019 Vier AT GmbH** 335.831.788,06 1.590,92 0,000474 %
5 S 107 / 25g SIGNA Prime Capital Invest GmbH Anmeldefrist
noch offen
7 S 30/25h Herkules Finance Holding GmbH 257.416.421,39 12.419,58 0,004825 %
6 S 18/25a SPS Primus Holding GmbH 238.398.950,81 238.398.950,81 100,0000 %

*Unbeschränkt haftende Gesellschafterin der SIGNA sieben 2017 Prime Beteiligung GmbH & Co KG, so dass die Verbindlichkeiten weitgehend ident sind.

**Unbeschränkt haftende Gesellschafterin der SIGNA 2019 Eins GmbH & Co KG, so dass die Verbindlichkeiten weitgehend ident sind.

Bei all diesen Verfahren ist signifikant, dass die anerkannten Forderungen sogar weit unter 1 % der angemeldeten Forderungen liegen. Tatsächlich können daher die Gesamtverbindlichkeiten noch nicht abgeschätzt werden. Der vorwiegende Grund für diese geringen Anerkenntnisse liegt darin, dass in erheblichem Umfang Inter-Company-Forderungen sowie Investorenansprüche geltend gemacht wurden, welche vor allem unter den Gesichtspunkten des Eigenkapitalersatzrechtes und wechselseitiger Haftungsansprüche geprüft werden.

Gefährdete Arbeitsplätze

1. Halbjahr 2025 7.390
1. Halbjahr 2024 9.775

Top 5 Insolvenzen Österreich nach Dienstnehmer

 Gericht Name DN
10 S 15/25x Palmers Textil Aktiengesellschaft
2351 WIENER NEUDORF Palmersstraße 8
515
20 S 17/25p Teufelberger Gesellschaft m.b.H.
4600 WELS Vogelweiderstraße 50
186
11 S 74/25f TUTIC Bau GmbH
2351 WIENER NEUDORF Triesterstraße 10
169
17 S 3/25b Avocodo GmbH
4020 LINZ Hamerlingstraße 40
126
7 S 1/25v Travel Europe Reiseveranstaltungs GmbH
6135 STANS IM UNTERINNTAL Unterdorf 37 a
116

In 3 dieser Verfahren wurden mit den Gläubigern bereits Sanierungspläne mit folgender Quote abgeschlossen:

Palmers Textil Aktiengesellschaft                                 20 %ige Quote

Teufelberger Gesellschaft m.b.H.                                 30 %ige Quote

Avocodo GmbH                                                                50 %ige Quote

Bekanntlich war die Sanierung der Firma Palmers Textil Aktiengesellschaft leider mit einem erheblichen Personalabbau verbunden.

Aufhebungen Firmeninsolvenzen und Quotenaussichten

In mehreren vorangegangenen Presseaussendungen haben wir bereits ausgeführt, dass Österreich weltweit führende Sanierungs- und Auszahlungsquoten aufzuweisen hat.

Daran anknüpfend führen wir aus, dass im 1. Halbjahr 2025 1.659 Firmeninsolvenzverfahren mit folgenden Beendigungsformen aufgehoben wurden:

Beendigungsformen

Sanierungsplan 431 25,98 %
Zahlungsplan 105 6,33 %
Verteilung 591 35,62 %
Nullquote 456 27,49 %
Abschöpfung 23 1,39 %
Sonstiges 53 3,19 %
Gesamt 1.659 100,00 %

In 431 Verfahren (25,98 %) wurden mit den Gläubigern Sanierungspläne abgeschlossen. Berücksichtigt man die 105 (6,33 %) Zahlungspläne, so wurden im 1. Halbjahr 2025 in circa einem Drittel der Verfahren Entschuldungsvorschläge von den Gläubigern angenommen.

Bei 591 (35,62 %) der im 1. Halbjahr 2025 aufgehobenen Verfahren kam es zur Ausschüttung einer Verteilungsquote, während 456 (27,49 %) Verfahren mit einem Totalausfall für die Gläubiger endeten.

Die in den Jahren 2023 bis 2025 abgeschlossenen Sanierungspläne weisen nachstehende Quoten auf:

Durchschnittsquoten bei Sanierungsplänen

1. Halbjahr 2025  2024 2023
Mittelwert 40,59 % 42,94 % 42,10 %
Median 27,00 % 25,00 % 25,00 %

Bei den Aufhebungen nach Verwertung konnten in den Jahren 2023 bis 2025 folgende Verteilungsquoten erzielt werden:

Durchschnittsquoten bei Verteilungen

1. Halbjahr 2025  2024 2023
Mittelwert 13,82 % 14,97 % 15,04 %
Median 5,54 % 6,68 % 6,57 %

100 %ige Quoten

Zu den Quoten bei Sanierungsplänen ist ergänzend auszuführen, dass im 1. Halbjahr 2025 in 74 Fällen der angenommene Sanierungsplan eine 100 %ige Quote vorhergesehen hat. Im Gesamtjahr 2024 waren es 183 Sanierungspläne und im Gesamtjahr 2023 160 Sanierungspläne, welche eine Quote von 100 % aufwiesen.

Zusätzlich ist es im 1. Halbjahr 2025 in 23 Konkursen zu einer Verteilungsquote von 100 % gekommen.

Ausblick Firmeninsolvenzen

Trotz der etwas positiveren Wirtschaftsprognosen rechnet der AKV weiterhin mit einer gleichbleibenden Entwicklung bis zum Jahresende 2025. Der AKV befürchtet daher weiterhin ein drittes Rekordpleitenjahr in Folge mit circa 4.500 eröffneten Firmeninsolvenzen. Einschließlich der Insolvenzabweisungsbeschlüsse sind bis zum Jahresende 2025 fast 7.500 Gesamtinsolvenzen zu erwarten.

PRIVATINSOLVENZEN

Am Privatkonkurssektor haben sich die Insolvenzen im 1. Halbjahr 2025 wie folgt entwickelt:

1. Halbjahr 2025  2024
Eröffnete Verfahren 4.503 4.599 – 2,09 %
Abgewiesen mangels Kostendeckung 487 408 + 19,36 %
Privatinsolvenzen gesamt 4.990 5.007 – 0,34 %

Trotz hoher Inflationsrate und gestiegener Arbeitslosenzahlen haben die Schuldenregulierungsverfahren gegenüber dem Vorjahr um 2,09 % abgenommen. Zudem liegt man weit unter den Zahlen der Jahre 2018/2019, in denen die meisten Privatinsolvenzen verzeichnet wurden. Der Grund dürfte darin liegen, dass bereits die Beratung in Richtung Existenzsicherung erhebliche Kapazitäten bei den Schuldenberatungsstellen bindet und diese offenbar im Bereich der Schuldenregulierung fehlen.

Bis auf Wien (+7,30 %) sind in allen anderen Bundesländern Rückgänge bei den eröffneten Privatkonkursen zu registrieren, wie folgende Grafik und Tabelle zeigen:

Eröffnete Privatinsolvenzen in den Bundesländern

1. Halbjahr 2025  2024
Wien 1.631 1.520 + 7,30 %
Niederösterreich 627  661 – 5,14 %
Oberösterreich  663  672 – 1,34 %
Salzburg  195  200 -2,50 %
Tirol  334  369 -9,49 %
Vorarlberg  227  232 – 2,16 %
Burgenland  61  72 – 15,28 %
Steiermark  435  526 – 17,30 %
Kärnten  330  347 – 4,90 %
eröffnete Privatinsolvenzen 4.503 4.599 – 2,09 %

Die 4.503 eröffneten Verfahren beinhalten 146 Gesamtvollstreckungsverfahren.

Wöchentlich wurden im 1. Halbjahr 2025 in Österreich über das Vermögen von 173 Privatpersonen Insolvenzverfahren eröffnet.

Privatinsolvenz – Verschuldung

Die Gesamtverbindlichkeiten der eröffneten Privatkonkurse haben im 1. Halbjahr 2025 EUR 579,62 Mio. (1. Halbjahr 2024: EUR 547,50 Mio.) betragen.

Trotz der Abnahme der Anzahl an Privatkonkursen haben sich die Gesamtverbindlichkeiten geringfügig erhöht, so dass auch die Durchschnittsverschuldung auf EUR 128.700,- (1. Halbjahr 2024: EUR 119.000,-) gestiegen ist.

Eklatant ist die unterschiedliche Durchschnittsverschuldung bei Männern (EUR 150.300,-) gegenüber jener bei Frauen (EUR 94.000,-).

In den einzelnen Altersgruppen stellen sich die Durchschnittsverschuldung und die Gesamtpassiva wie folgt dar:

Eröffnungen Passiva Durchschnitt
Gesamt
Total 4.503 (4.599) 579.622.000,- 128.700,-
Männer 2.775 (2.821) 417.123.000,- 150.300,-
Frauen 1.728 (1.778) 162.499.000,- 94.000,-
bis 24 Jahre
Total  114 (87) 4.852.000,- 42.500,-
Männer  59 (46) 3.215.000,- 54.400,-
Frauen  55 (41) 2.289.000,- 29.700,-
25 – 39 Jahre
Total 1.487 (1.569) 257.557.000,- 78.000,-
Männer 923 (988) 170.453.000,- 85.200,-
Frauen 564 (581) 87.104.000,- 66.100,-
40 – 59 Jahre
Total 2.294 (2.331) 578.219.000,- 162.500,-
Männer 1.395 (1.406) 428.011.000,- 191.200,-
Frauen 899 (925) 150.208.000,- 118.000,-
60+ Jahre
Total 608 (611) 172.386.000,- 141.100,-
Männer  398 (381) 136.118.000,- 171.700,-
Frauen  210 (230) 36.268.000,- 83.200,-

Von den 4.503 eröffneten Privatinsolvenzen entfallen 2.775 (61,63 %) auf männliche Insolvenzschuldner, während 1.728 Verfahren (38,37 %) Frauen zuzuordnen sind.

Die meisten eröffneten Insolvenzfälle (2.294) wurden in der Alterskategorie der 40- bis 59-jährigen Schuldner verzeichnet.

Aufhebungen Privatinsolvenzen und Erfolgsaussichten

Im 1. Halbjahr 2025 wurden 4.085 Privatkonkurse aufgehoben, wobei sich die Beendigungsformen wie folgt darstellen:

Zahlungsplan 2.817 68,96 %
Abschöpfung 1.206 29,52 %
Sonstiges 62 1,52 %
Gesamt 4.085 100,00 %

Beendigungsarten Schuldenregulierungsverfahren 1. Halbjahr 2025

So wurden heuer im 1. Halbjahr 2025 in mehr als zwei Drittel (68,96 %) der Privatkonkurse mit den Gläubigern Zahlungspläne abgeschlossen. Dabei ergaben sich folgende Quotenhöhen:

 Quotenhöhe

1. Halbjahr 2025 Mittelwert Medianwert
Zahlungsplan 30,08% 20,00 %

Die Quotenhöhe ist zum Teil auch auf den Umstand zurückzuführen, dass die Bereitschaft der Gläubiger Forderungen in Schuldenregulierungsverfahren anzumelden sukzessive abnimmt. So meldet nur mehr jeder vierte Gläubiger Forderungen in Privatkonkursen an. Dadurch kann der Zahlungsplan im Regelfall im Zuge einer Anpassung der Quote auf die geringeren, angemeldeten Verbindlichkeiten verbessert werden.

Ausblick Privatinsolvenzen

Zur Schuldensituation in Österreich ist generell auszuführen, dass die eröffneten Privatinsolvenzen nur einen kleinen Teil der Verschuldungen abbilden. Ein Verfahren wird zumeist erst nach Jahren nach dem eigentlichen Eintritt der Zahlungsunfähigkeit angestrebt und die Anzahl der Antragstellungen hängt von den Kapazitäten der Beratungsstellen und der Gerichte ab.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der steigenden Arbeitslosenzahlen sind kaum Veränderungen am Privatkonkurssektor zu beobachten. Aus diesem Grund geht der AKV davon aus, dass wir im Gesamtjahr 2025 mit etwa 9.000 eröffneten Privatinsolvenzen rechnen können, welche jedoch weit unter den Zahlen von 2018 (10.058) und 2019 (9.497) liegen würden.

4 Jahre RIRUG und GREx

Restrukturierungsverfahren

Mit dem RIRUG (Restrukturierungs- und Insolvenz – Richtlinie- Umsetzungsgesetz) wurde im Juli 2021 in Österreich ein neues Verfahren, das Restrukturierungsverfahren als vorinsolvenzliches Verfahren eingeführt, welches in der Restrukturierungsordnung (ReO) geregelt ist. Es soll eine Sanierung von Unternehmungen ermöglichen, in denen eine Insolvenz wahrscheinlich ist, aber man von einer Bestandsfähigkeit des Unternehmens ausgehen kann.

Von Anfang an war zu erwarten, dass dieses Verfahren in der Praxis nicht angenommen wird. So wurde in diesen vier Jahren lediglich ein Verfahren eröffnet, nämlich jenes der Pierer Industrie AG beim Landesgericht Wels. Dieses Verfahren konnte heuer, nämlich im März 2025 erfolgreich mit einer Quote von 100% abgeschlossen werden.

Offenkundige Zahlungsunfähigkeit

Seit Juli 2021 sollen nach der Intention der GREx (Gesamtreform des Exekutionsrechts) in Exekutionsverfahren „offenkundige Zahlungsunfähigkeiten“ aufgegriffen und in der Ediktsdatei veröffentlicht werden. Ziel war es aussichtslose Exekutionen zu vermeiden und die Gläubiger bzw. einen Schuldner zu Insolvenzantragstellungen zu bewegen. Wenn der Schuldner binnen Monatsfrist keine Maßnahmen für eine Insolvenzantragsstellung trifft, steht ihm kein 3-jähriger Tilgungsplan, sondern nur ein 5-jähriger Abschöpfungsplan zur Verfügung.

So wurden im Jahr 2021 (Juli bis Dezember) 334 Fälle von „offenkundigen Zahlungsunfähigkeiten“ in der Ediktsdatei veröffentlicht, wobei von Anfang an eine Vielzahl der Veröffentlichungen unter verschiedenen Geschäftszahlen dieselbe verpflichtete Partei betroffen hat. Im Jahr 2022 waren es bereits 2.408 Veröffentlichungen. Im Jahr 2023 ergingen nur mehr 1.184 Beschlüsse und im Jahr 2024 waren es überhaupt nur mehr 402 Beschlüsse. Im 1. Halbjahr 2025 ist der Tiefpunkt mit 73 Veröffentlichungen erreicht.

Aus diesem Datenmaterial kann abgeleitet werden, dass sich die Anzahl der Veröffentlichungen von „offenkundigen Zahlungsunfähigkeiten“ Jahr für Jahr mehr als halbiert hat.

Die nachstehende Grafik zeigt, dass die offenkundigen Zahlungsunfähigkeiten in der Praxis einen immer geringeren Stellenwert einnehmen: 

Die Praxis zeigt, dass weder Schuldner noch Gläubiger nach einer Veröffentlichung der „offenkundigen Zahlungsunfähigkeit“ Initiativen ergreifen und vermehrt einen Insolvenzantrag stellen. In den meisten Fällen wurde die „offenkundige Zahlungsunfähigkeit“ nach 2 Jahren gelöscht, ohne dass es zu einem Insolvenzantrag gekommen ist.

Im 1. Halbjahr 2025 waren lediglich bei 5 Firmeninsolvenzen und bei 20 Privatinsolvenzen „offenkundige Zahlungsunfähigkeiten“ vorgelagert.

Die ursprüngliche Erwartung des Gesetzgebers, dass durch diese Novelle circa 1.000 zusätzliche Insolvenzverfahren eröffnet werden, hat sich nicht erfüllt.

Bei Veröffentlichung wird um Quellenangabe gebeten.

Rückfragenhinweis

Mag. Franz Blantz
Leiter Insolvenzbereich
Tel. 05 04 100 – 8000
Dr. Cornelia Wesenauer
Pressesprecherin
Leiterin Insolvenzabteilung Wien / NÖ / Bgld.
Tel: 05 04 100 – 1193