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1. – 3. Quartal 2022

Neuer Service des AKV im Bereich der Insolvenzstatistik

Der AKV hat seine Website weiter ausgebaut – unter Statistiken  stehen Ihnen nun interaktive Grafiken zu den aktuellen und vergangenen Insolvenzzahlen zur Verfügung.

Auf vier zusätzlichen Grafiken und Karten können Sie das Insolvenzgeschehen der letzten vier Jahre beobachten.

Der Grafik „Top 5 der Branchen“ können Sie die Anzahl der Insolvenzfälle, die Passiva und die Dienstnehmer entnehmen. Wir bieten Ihnen sowohl die aktuellen Zahlen als auch eine Rückschau auf die letzten 4 Jahre.

Die weitere interaktive Grafik „Eröffnete Firmeninsolvenzen pro Monat“ ermöglicht Ihnen eine monatliche Analyse. Den einzelnen Monaten der letzten 4 Jahre können Sie die Anzahl der eröffneten Firmeninsolvenzen und der davon betroffenen Dienstnehmer sowie die Höhe der Passiva entnehmen. Zudem wird Ihnen die Möglichkeit eingeräumt über das dargestellte Balkendiagramm auch die einzelnen Jahre direkt miteinander zu vergleichen.

In unseren Österreichkarten stellen wir Ihnen Daten zu den eröffneten Firmen- und Privatinsolvenzen zur Verfügung. Diese Daten bilden nicht nur die Entwicklung in jedem Bundesland ab, sondern ein Klick auf jedes Bundesland bietet auch eine Analyse auf Bezirksebene, sowohl absolut als auch relativ pro 100.000 Einwohner in diesem Bezirk. Diese interaktive Grafik ermöglicht Ihnen ebenfalls einen Rückgriff auf die letzten vier Jahre.

Der AKV stellt Ihnen einige dieser interaktiven Grafiken zur Verfügung. Dies bedeutet, Sie können diese gleich herunterladen und für Ihre Zwecke unter Nennung der Quelle AKV nutzen. Welche Grafiken freigeschaltet sind, sehen Sie im rechten unteren Eck der Grafik („Grafik weiterverwenden“).

Die AKV Insolvenzstatistik

– 1. bis 3. Quartal 2022

Firmeninsolvenzen

Die gesamten Firmeninsolvenzen haben sich gegenüber den ersten 3 Quartalen 2021 somit mehr als verdoppelt.

Eine gesonderte Betrachtung der Eröffnungen und Abweisungen zeigt folgendes Bild:

Eröffnete Firmeninsolvenzen

Die eröffneten Firmeninsolvenzen haben in allen Bundesländern exorbitant gegenüber dem Jahr 2021 zugenommen. Die größte Zunahme verzeichnet Vorarlberg (+ 166,67 %), gefolgt von Oberösterreich (+ 114,71 %), wo sich die Anzahl ebenfalls mehr als verdoppelt hat. Die geringste Zunahme ist für die Steiermark zu registrieren, jedoch haben auch in diesem Bundesland die eröffneten Firmeninsolvenzen um die Hälfte (+ 50,60 %) zugenommen.

Österreichweit haben die eröffneten Firmeninsolvenzen in den ersten drei Quartalen um 73,62% von 1.228 auf 2.132 Verfahren zugenommen.

Während der Pandemie wurde eine Verlagerung zu Insolvenzeröffnungen über Gläubigeranträge festgestellt. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 wurden von den 2.132 Eröffnungen 1.413 Verfahren über Gläubigeranträge eröffnet, somit etwa zwei Drittel (66,28 %) der Verfahren. Zuletzt hat die Bereitschaft abgenommen, dass Unternehmer selbst ihre Zahlungsunfähigkeit eingestehen. Die Folge sind zunehmende Verletzungen von Insolvenzantragspflichten und eine Schmälerung der Insolvenzmassen, wie auch die zunehmende Anzahl an Verfahrensabweisungen zeigt.

Abweisende Verfahrensbeschlüsse

Bereits in unserer Halbjahresstatistik haben wir auf die bedenkliche Entwicklung im Bereich der Abweisungsbeschlüsse hingewiesen, welche sich mehr als verdoppelt haben (+157,65 %), nämlich von 614 auf 1.582. Nur in wenigen Fällen liegen mehrere Abweisungsbeschlüsse gegen dasselbe Unternehmen vor, sodass die Insolvenzgerichte letztlich bei circa 1.400 Unternehmen festgestellt haben, dass nicht einmal ein Vermögen von EUR 4.000,– zur Kostendeckung vorhanden ist. Aus diesem Grunde wurde ein formelles Insolvenzverfahren nicht eröffnet. Dies dokumentiert, dass während der Pandemie zahlreiche Unternehmen trotz bereits vorliegender Vermögenslosigkeit die staatlichen Stundungen in Anspruch genommen haben und daher erst jetzt in den Verfahrenszahlen ihren Niederschlag finden.

Drastisch angestiegen sind auch die Gesamtpassiva, nämlich um 54,80 % sowie die Anzahl an gefährdeten Arbeitsplätzen, welche um 59,09 % gestiegen sind.

Gesamtpassiva der eröffneten Unternehmensinsolvenzen

1. – 3. Quartal 2022:          EUR 1.641.802.000,-
1. – 3. Quartal 2021:          EUR 1.060.589.000,-

Gefährdete Arbeitsplätze

1. – 3. Quartal 2022:      7.207
1. – 3. Quartal 2021:      4.530

Top 5 Insolvenzen Österreich nach Passiven

Das Insolvenzverfahren der Christof Industries Austria GmbH wurde am letzten Tag des dritten Quartals eröffnet. Es handelt sich um die erste Großinsolvenz, deren Insolvenzursachen in gestiegenen Produktionskosten und Lieferkettenproblemen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt und den Energiekostensteigerungen liegen sollen.

Top 5 Insolvenzen Österreich nach Dienstnehmer

Die Insolvenzen A. Hausmann GmbH und ORDIA Handels Ges.m.b.H. sind mitursächlich dafür, dass die meisten betroffenen Dienstnehmer in insolventen Handelsbetrieben beschäftigt waren. Wie unsere interaktive Grafik zeigt, waren in den ersten 3 Quartalen 2022 im Handel 1.452 Dienstnehmer betroffen, dies gegenüber 845 Dienstnehmern in dieser Branche im Gesamtjahr 2021. Bezüglich der Vergleichs-zahlen verweisen wir auf unsere Website.

Wöchentlich werden über das Vermögen von 55 Unternehmen in Österreich Insolvenzverfahren eröffnet.

Aufhebungen Firmeninsolvenzen

Ergänzend informieren wir Sie darüber, dass in den ersten 9 Monaten des Jahres 2022 1.734 Firmeninsolvenzen beendet bzw. abgeschlossen wurden.

In 481 Verfahren (27,74 %) wurde mit den Gläubigern ein Sanierungsplan abgeschlossen.

Bei 143 Einzelunternehmen (8,25 %) wurde nach Schließung des Unternehmens ein Zahlungsplan vereinbart.

In mehr als einem Drittel der Verfahren kommt es daher zur Annahme von Entschuldungsvorschlägen, ein international hervorragender Wert.

Anderseits endeten 508 Verfahren (29,30 %) mit einem Totalausfall für die Gläubiger.

Privatinsolvenzen

Die eröffneten Privatinsolvenzen stellen sich österreichweit wie folgt dar:

Mit Ausnahme von Vorarlberg (- 1,19 %) verzeichnen die eröffneten Privatkonkurse in sämtlichen Bundesländern ein kräftiges Plus. Die größte Zunahme ist in Salzburg mit 51,72 % feststellbar, gefolgt von Tirol (+ 40,61 %) und der Steiermark (+ 37,04 %).

Österreichweit haben die eröffneten Privatinsolvenzen in den ersten 3 Quartalen um 23,47 % von 5.028 auf 6.208 Schuldenregulierungsverfahren zugenommen.

Diese 6.208 eröffneten Verfahren beinhalten in 171 Fällen eröffnete Gesamtvollstreckungsverfahren. Dabei handelt es sich um ein im Juli 2021 eingeführtes Privatkonkursverfahren, welches über Gläubigerantrag eröffnet wird und in dessen Vordergrund die gleichmäßige Verteilung der Erlöse aus pfändbaren Bezugsteilen an die Gläubiger steht. Mit der Schaffung dieses Verfahrens in Verbindung mit einer zuvor veröffentlichten „Offenkundigen Zahlungsunfähigkeit“ durch die Exekutionsgerichte sollten nicht nur aussichtslose Exekutionen vermieden werden, sondern die Weiterverfolgung der Gläubigeransprüche in einem Insolvenz-verfahren erfolgen. Die Erwartung und Einschätzung des Gesetzgerbers, dass dadurch jährlich circa 1.000 zusätzliche Privatkonkurse eröffnet werden, hat in der Insolvenzpraxis noch keinen Niederschlag gefunden.

Nachdem nur ein geringer Anteil an Verfahren auf Gesamtvollstreckungen entfällt, kann daraus abgeleitet werden, dass abweichend zu den Firmeninsolvenzen im Bereich der Privatinsolvenzen ein Großteil der Verfahren (97,25 %) auf Eigenantrag und somit über Eigeninitiative der Schuldner eröffnet werden.

Durch den Anstieg an Verfahren haben sich auch die Passiva der eröffneten Privatinsolvenzen von EUR 542,9 Mio. auf EUR 715,2 Mio. erhöht. 

Die Durchschnittsverschuldung ist mit EUR 115.200,– weiterhin auf einem hohen Niveau; im Jahr 2021 hat diese EUR 107.800,– betragen.

Die meisten Schuldner- nämlich 3.139 – befinden sich in der Altersgruppe 40-59 Jahre. Besorgniserregend ist, dass in den ersten drei Quartalen 2022 über das Vermögen von 115 Personen Schuldenregulierungsverfahren eröffnet wurden, die jünger als 24 Jahre waren.

In Österreich werden wöchentlich 159 Privatkonkurse eröffnet.

Ausblick

 Die 2.132 eröffneten Firmeninsolvenzen liegen nur mehr knapp unter dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 mit 2.281 Eröffnungen. Gerade die letzten Wochen waren von erheblichen Steigerungsraten geprägt. Der September 2022 war mit 296 eröffneten Firmenkonkursen jener Monat, in welchem die meisten Firmeninsolvenzen eröffnet wurden und dieser lag auch über dem September 2019 mit 252 Eröffnungen.

Der Corona-Nachholeffekt nach dem Auslaufen der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wird derzeit verstärkt von der inflationären Entwicklung, den gestiegenen Energie- und Produktionskosten, vermeintlichen Produktionsstopps und einem vorhersehbaren Konsumrückgang. Dadurch erwarten wir, dass bisher wirtschaftlich gesunde Unternehmen ebenfalls in finanzielle Schieflage geraten werden und diese zunehmend Sanierungen im Rahmen von Insolvenzverfahren anstreben werden.

Dies wird nach Einschätzung des AKV nicht nur dazu führen, dass wiederum die Insolvenzzahlen 2019 übertroffen werden, sondern diese Tendenz wird sich auch im Jahr 2023 fortsetzen.

Im Bereich der Privatinsolvenzen wird die Teuerungswelle mittelfristig zu einer Verschiebung der Insolvenzursachen führen. Diese werden für Konsumenten vermehrt in gestiegenen Lebenshaltungskosten liegen und weniger auf eine Arbeitslosigkeit zurückzuführen sein. Schwer einschätzbar sind steigende Zins- und Kreditkosten. Hier erwarten wir eher Verlängerungen des Rückzahlungszeitraums als Fälligstellungen durch die Banken.

Ohne personelle Aufstockungen der Schuldnerberatungsstellen wird die Anzahl der Insolvenzanträge des Jahres 2019 nicht erreicht werden können, da seitens der Schuldnerberatungsstellen derzeit vermehrt Beratungen im Bereich der Existenzsicherung nachgefragt sind, weil eine langfristige Schuldenregulierung in vielen Fällen derzeit nicht planbar ist.

Bei Veröffentlichung wird um Quellenangabe gebeten.

Rückfragenhinweis

Mag. Franz Blantz                  Dr. Cornelia Wesenauer
Bereichsleiter Insolvenz        Pressesprecherin
Tel: 05 04 100 – 8000             Tel: 05 04 100 – 1193