woman_slider

AKV-Mitgliedschaft

Ihre Vorteile durch die Mitgliedschaft:

  • AKV-Schutzpaket
  • AKV-ONLINE Service rund um die Uhr
  • einfache Beauftragung
  • günstige Tarife

Weitere Infos

Gern senden wir Ihnen unsere aktuellen Meldungen auch per E-Mail. Geben Sie uns hierzu Ihre Kontaktdaten bekannt:

Pressekontakt

Jahresstatistik 2023

Grafiken zu Insolvenzzahlen des AKV

Einleitend heben wir hervor, dass der AKV EUROPA im Jahr 2023 die interaktiven Grafiken im Bereich der Insolvenzstatistik auf seiner Website erweitert hat.

Zusätzlich zu den bisher vorhandenen Grafiken werden in unserem neuen Linechart die Firmeninsolvenzen in Österreich im zeitlichen Verlauf dargestellt und die Highlights hervorgehoben.

Insolvenzstatistik – Einleitung

Ein Mix aus einer Rekord-Inflation mit gestiegenen Energiepreisen und Kreditzinsen, aus einem schrumpfenden Wirtschaftswachstum, aus einer gestiegenen Arbeitslosigkeit bei einem jedoch gleichzeitig anhaltenden Personalmangel, aus einer gedämpften Kreditnachfrage und damit verbundenen rückläufigen Bauvolumina bzw. Immobilieninvestments führte zwangsläufig zu einem dramatischen Anstieg der Firmeninsolvenzen. Die eröffneten Verfahren liegen um 15,96 % über dem Vorjahresniveau.

Die sieben im Jahr 2023 in Österreich eröffneten Insolvenzen aus dem SIGNA-Konzern führten zu einem in der österreichischen Insolvenzpraxis noch nie da gewesenen explosionsartigen Anstieg der Gesamtverbindlichkeiten auf EUR 13,97 Mrd., davon entfallen EUR 10,44 Mrd. auf die 7 im 4. Quartal 2023 eröffneten Insolvenzverfahren des SIGNA-Konzerns. Eine detaillierte Darstellung der SIGNA Insolvenzen erfolgt im Abschnitt Firmeninsolvenzen.

Um die Dimension zu verdeutlichen, hat der AKV die Gesamtpassiva aller Insolvenzen eines Jahres seit 1991 mit Hilfe des Währungsrechners der österreichischen Nationalbank, welcher vorwiegend auf den Verbrauchpreisindex abstellt, in heutige Werte umgerechnet und gegenübergestellt. Die Entwicklung der Passiva stellt sich somit wie folgt dar:

Die hochgerechneten Werte zeigen, dass in 15 der insgesamt 33 Jahre des Beobachtungszeitraums (45,45 %) die Passiva sämtlicher eröffneten Firmeninsolvenzen eines gesamten Jahres nicht einmal die Verbindlichkeiten der SIGNA Holding GmbH von EUR 5 Mrd. erreicht haben.

Auch die 18.434 von den eröffneten Firmeninsolvenzen betroffenen Dienstnehmer bedeuten ein Plus von 54,53 % gegenüber dem Vorjahr (11.929). Hervor sticht dabei das Sanierungsverfahren der Leiner & kika Möbelhandels GmbH. Im Zuge dieser Insolvenz haben wir die größten Insolvenzen nach Dienstnehmer seit 1980 erhoben, dabei nimmt die heuer nach Dienstnehmer größte Insolvenz Leiner & kika Möbelhandels GmbH den 5. Platz ein.

Anlässlich der Insolvenz Leiner & kika Möbelhandels GmbH haben wir auch die Top 5 Insolvenzen nach Dienstnehmer seit 2013 ausgewertet:

Die 8.843 eröffneten Privatinsolvenzen bedeuten zwar ein Plus von 8,17 % gegenüber dem Vorjahr, jedoch liegen wir noch immer unter den Werten vor der COVID-Pandemie. Auch diesbezüglich ermöglichen Ihnen unsere interaktiven Grafiken Vergleichszahlen zu den Vorjahren zu erheben, dies sogar auch auf Bezirksebene.

Einschließlich der Insolvenzabweisungsbeschlüsse liegen für das Gesamtjahr 2023 5.575 (2022: 4.870) Firmeninsolvenzen und 9.758 (2022: 8.960) Privatinsolvenzen vor, das sind somit 15.333 Gesamtinsolvenzen.

Im Detail haben sich im Jahr 2023 die Firmen- und Privatinsolvenzen österreichweit wie folgt entwickelt:

Firmeninsolvenzen

2023 2022
Eröffnete Insolvenzverfahren 3 364 2 901 + 15,96 %
Verfahrensabweisungen 2 211 1 969 + 12,29 %
Firmeninsolvenzen Gesamt 5 575 4 870 + 14,48 %

Die eröffneten Firmeninsolvenzen liegen nicht nur um 15,96 % über dem Vorjahreswert, sondern auch über den Werten vor der COVID-Pandemie, und zwar um +10,48 % über den 3.045 eröffneten Firmeninsolvenzen im Jahr 2019 und um 12,85 % über den 2.981 eröffneten Firmeninsolvenzen im Jahr 2018.

In sämtlichen Bundesländern haben die eröffneten Firmeninsolvenzen zugenommen. Die größte Zuwachsrate verzeichnet das Burgenland (+26,97 %), gefolgt von Kärnten (+26,13 %) und von Niederösterreich (+24,82 %), wie nachstehende Grafik zeigt:

Weiterhin auf hohem Niveau bewegen sich die Insolvenzabweisungen mangels Masse. Diese haben sich im Jahr 2022 auf circa 2.000 Fälle fast verdoppelt, im Jahr 2023 erfolgte eine weitere Zunahme um 12,29 % auf 2.211 Abweisungsbeschlüsse. In diesen Fällen wird auf Grund des fehlenden Vermögens gar kein formelles Insolvenzverfahren eröffnet.

Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung

Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung stellen die seltenste Insolvenzverfahrensart dar, denn ein solches Verfahren erfordert ein besonderes Ausmaß an insolvenzrechtlicher Vorbereitung durch den Insolvenzschuldner. Die Mindestquote beträgt bei dieser Verfahrensart 30 % und setzt selbstverständlich einen Eigenantrag voraus. Zusätzlich muss es binnen 90 Tagen zur Annahme eines Sanierungsplans kommen, sodass ein Fortbetrieb und die Finanzierung des Sanierungsplans sichergestellt sein sollten.

Im vergangenen Jahr 2023 konnten 27 Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung nach Annahme eines Sanierungsplans aufgehoben werden. Im Jahr zuvor waren es nur 19 Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung.

Gegen Ende des Jahres 2023 haben bekanntlich die 3 größten Konzerngesellschaften der SIGNA-Gruppe Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltungen beantragt. Die Erfüllung eines Sanierungsplans wurde uns gegenüber bislang nicht plausibel dargestellt, sodass es nach unserer Einschätzung mehr als ungewiss ist, ob diese Verfahren in dieser Verfahrensart auch zu einem Abschluss kommen werden.

Antragsstellungen

In den Statistiken der letzten Jahre hat der AKV eine zunehmende Verlagerung der Insolvenzeröffnungen von Eigen- zu Gläubigeranträgen aufgezeigt. Im Jahr 2022 wurde nur circa ein Drittel (34,62 %) der Firmeninsolvenzen über eigenen Antrag der schuldnerischen Unternehmen eröffnet. Auch diesbezüglich lässt sich erfreulicherweise nunmehr wieder eine gegenteilige Entwicklung feststellen, nachdem für das Jahr 2023 folgende Konstellation gegeben ist:

 
Eigenanträge 1 420 42,21 %
Gläubigeranträge 1 944 57,79 %
Gesamt 3 364 100,00 %

Mehrheitlich sind leider weiterhin die Insolvenzeröffnungen nicht auf Initiativen der schuldnerischen Unternehmen, sondern auf Gläubigeranträge zurückzuführen.

Entwicklung in den letzten Monaten

Die Entwicklung in den einzelnen Monaten zeigt die folgende – auch interaktiv abrufbare – Grafik:

Die Aufstellung zeigt vor allem auf, dass in der 2. Jahreshälfte und vor allem im 4. Quartal die eröffneten Firmeninsolvenzen überproportional zugenommen haben.

Vor allem in den Monaten November und Dezember hat sich gezeigt, dass sich die Wirtschaftsflaute in den Insolvenzeröffnungen widerspiegelt und die Bereinigungs­wirkung durch Insolvenzen volle Fahrt aufgenommen hat.

 
1. Quartal 808 24,02 %
2. Quartal 741 22,03 %
3. Quartal 874 25,98 %
4. Quartal 941 27,97 %
Gesamt 3 364 100,00 %

Die Aufstellung zeigt vor allem auf, dass in der 2. Jahreshälfte und vor allem im 4. Quartal die eröffneten Firmeninsolvenzen überproportional zugenommen haben.

Vor allem in den Monaten November und Dezember hat sich gezeigt, dass sich die Wirtschaftsflaute in den Insolvenzeröffnungen widerspiegelt und die Bereinigungs­wirkung durch Insolvenzen volle Fahrt aufgenommen hat.

Gesamtpassiva er eröffneten Unternehmensinsolvenzen

2023: EUR 13.974.861.000,–
2022: EUR 2.291.998.000,–

Gefährdete Arbeitsplätze

2023: 18.434
2022: 11.929

Top 5 Firmeninsolvenzen Österreich nach Passiva

 Gericht Name Passiva EUR
HG Wien SIGNA Holding GmbH 5 000 000 000,00
HG Wien SIGNA Prime Selection AG 4 533 257 000,00
HG Wien SIGNA Development Selection 870 000 000,00
HG Wien LU & NO Aktiengesellschaft 500 000 000,00
LG St. Pölten Leiner & kika Möbelhandels GmbH 131 656 000,00

Top 5 Insolvenzen Österreich nach Dienstnehmer

 Gericht Name Dienstnehmer  
LG St. Pölten Leiner & kika Möbelhandels GmbH 3 297  
LG Innsbruck GemNova Bildungspool Tirol gemeinnützige GmbH 591  
LG St. Pölten Forstinger Österreich GmbH 552  
LG St. Pölten Pharmazeutische Fabrik Montavit GmbH 242  
LG Krems KSR Group GmbH 220  

Die Branche mit den meisten Insolvenzen war die Baubranche (849), gefolgt vom Handel (828).

Spektakulär waren die Handelsinsolvenzen, nämlich „Leiner & kika“, „geomix“, „Forstinger“, „Tally Weijl“, „Zentrasport“ und die „Modekette Jones“ (Rose Gesellschaft m.b.H.).

Wöchentlich werden über das Vermögen von 65 Unternehmen in Österreich Insolvenzverfahren eröffnet.

SIGNA Insolvenzen

Wie bereits einleitend ausgeführt, waren die SIGNA Insolvenzen ausschlaggebend dafür, dass die Passiva eine noch nie dagewesene Dimension erreicht haben. Im Jahr 2023 wurden in Österreich über 7 Konzerngesellschaften Insolvenzverfahren eröffnet, wobei die Unternehmungen selbst von nachstehenden Verbindlichkeiten ausgegangen sind:

 
SIGNA Holding GmbH 5.000.000.000,–
SIGNA Prime Selection AG 4.533.257.000,–
SIGNA Development Selection AG 870.000.000,–
SIGNA Informationstechnologie GmbH 24.000.000,–
LeiKi Einrichtung Holding GmbH 10.100.000,–
B A I Bauträger Austria Immobilien GmbH 4.555.000,–
Burgenland Jagdpachtgesellschaft mbH 563.000,–
Gesamt 10.442.475.000,–

Die „Holding“, die „Development“ und die „Prime“ werden als Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung geführt, als Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung werden die „Informationstechnologie“ und die „B A I“ abgewickelt, während die „Jagdpacht­gesellschaft“ und „LeiKi“ Konkursverfahren beantragt haben.

Die definitive Höhe der Passiva steht noch nicht fest, weil in sämtlichen Verfahren die Anmeldefristen noch offen sind und auch die vorgelegten Vermögensübersichten erhebliche Unsicherheitsfaktoren aufweisen.

Klammert man die SIGNA Insolvenzen aus, so betragen die Gesamtpassiva der sonstigen im Jahr 2023 eröffneten Firmeninsolvenzen EUR 3,53 Mrd.

Aufhebungen Firmeninsolvenzen

Ergänzend informieren wir Sie darüber, dass im Gesamtjahr 2023 2.837 Firmeninsolvenzen beendet bzw. abgeschlossen wurden.

2023
Sanierungsplan 843 29,71 %
Zahlungsplan 210 7,40 %
Verteilung 875 30,84 %
Nullquote 774 27,28 %
Abschöpfung 28 0,99 %
Sonstiges 107 3,78 %
Firmeninsolvenzen Gesamt 2 837 100,00 %

In 843 Verfahren (29,71 %) wurde mit den Gläubigern ein Sanierungsplan abgeschlossen. Bei 210 Einzelunternehmen (7,40 %) wurde nach Schließung des Unternehmens ein Zahlungsplan vereinbart. In mehr als einem Drittel der Verfahren kommt es daher zur Annahme von Entschuldungsvorschlägen, ein international hervorragender Wert.

Anderseits endeten 774 Verfahren (27,28 %) mit einem Totalausfall für die Gläubiger.

Ausblick Firmeninsolvenzen

Die 3.364 Insolvenzeröffnungen repräsentieren den Höchstwert der letzten Dekade, wie nachstehende Aufstellung zeigt:

Nach unserer Einschätzung werden die negativen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Entwicklung der letzten Wochen mit überproportionalen Insolvenzeröffnungen prolongieren. Nach den Wirtschaftsprognosen ist im nächsten Jahr mit einer Abflachung der Inflation und wiederum mit einem geringen Wirtschaftswachstum zu rechnen, wodurch jedoch nach unserer Einschätzung ein weiterer Anstieg der Firmeninsolvenzen nicht verhindert werden kann.

Die eröffneten Firmeninsolvenzen werden zwar die 4.000er Marke nicht überschreiten, einschließlich der Insolvenzabweisungen mangels Masse rechnen wir jedoch mit circa 6.000 Gesamtfirmeninsolvenzen.

Wir werden daher im Jahr 2024 mit einem weiteren Anstieg der Firmeninsolvenzen rechnen müssen, welcher das Vorkrisenniveau 2019 wiederum überschreiten wird.

Privatinsolvenzen

Am Privatkonkurssektor haben sich die Insolvenzen im Jahr 2023 wie folgt entwickelt:

2023 2022
Eröffnete Verfahren 8 843 8 175 + 8,17 %  
Abgewiesen mangels Kostendeckung 915 785 + 16,56 %  
Privatinsolvenzen gesamt 9 758  8 960 + 8,91 %  

Österreichweit haben die eröffneten Privatinsolvenzen im Jahr 2023 um 8,17 % von 8.175 auf 8.843 Schuldenregulierungsverfahren zugenommen.

 

Österreichweit bleibt man weiterhin hinter den Zahlen der Rekordjahre 2018 mit 10.058 Eröffnungen und 2019 mit 9.497 Eröffnungen zurück.

Mit dieser Entwicklung war eher nicht zu rechnen, weil es auf Grund einer Gesetzesnovelle 2021 zu Erleichterungen bei Entschuldungen gekommen ist, insbesondere wurde der Leistungszeitraum eines Zahlungsplans bzw. Abschöpfungsverfahrens im Regelfall von 5 auf 3 Jahre verkürzt.

Mit Ausnahme der Steiermark haben in sämtlichen Bundesländern die eröffneten Privatinsolvenzen zugenommen. Die Abnahme von 1,62 % der Privatinsolvenzen auf 1.032 Verfahren ist in der Steiermark insofern zu relativieren, als in diesem Bundesland im Jahr 2022 mit 1.049 eröffneten Privatkonkursen ein Rekordpleitenjahr verzeichnet wurde.

Die größte Zuwachsrate gab es in Vorarlberg (+32,87 %), gefolgt vom Burgenland (+16,67 %) und von Kärnten (+15,87 %), wie nachstehende Grafik zeigt:

Die 8.843 eröffneten Verfahren beinhalten 277 Gesamtvollstreckungsverfahren.

Wöchentlich werden in Österreich über das Vermögen von 170 Privatpersonen Insolvenzverfahren eröffnet.

Privatinsolvenz – Verschuldung

Die Gesamtverbindlichkeiten der eröffneten Privatkonkurse 2023 haben sich von EUR 922,35 Mio. um 14,60 % auf EUR 1,057 Mrd. erhöht.

Aus diesem Grund ist auch die Durchschnittsverschuldung auf EUR 119.500,– gestiegen, während diese 2022 noch EUR 112.800,– betragen hat.

Nach Bundesländern aufgeschlüsselt stellt sich die Durchschnittsverschuldung der eröffneten Privatkonkurse wie folgt dar:

Die drastische Erhöhung der Gesamtpassiva und der Durchschnittverschuldung ist in Wien und in Gesamtösterreich vor allem darauf zurückzuführen, dass die nach Passiva größte Insolvenz am Privatkonkurssektor im Jahr 2023 die Privatinsolvenz einer Person ist, welche unterschiedliche Funktionen in der „schilling“ Gruppe ausgeübt hat. In dieser Privatinsolvenz wurden Forderungen in Höhe von circa EUR 145,8 Mio. angemeldet, wobei ein Großteil der Forderungen, insbesondere die geltend gemachten Schadenersatzansprüche von Masseverwaltern der insolventen „schilling“ Gesellschaften, noch strittig sind.

Lässt man diese außergewöhnliche Privatinsolvenz unberücksichtigt, so würden sich im Jahr 2023 Gesamtpassiva in Höhe von circa EUR 910 Mio. und eine Durchschnittsverschuldung von rund EUR 102.900,– errechnen.

Es kommt zwar immer wieder zu solchen an Passiva außergewöhnlich hohen Privatinsolvenzfällen, im Jahr 2022 wurde jedoch kein solcher statistischer „Ausreißer“ verzeichnet, sodass unter Bereinigung von Ausnahmefällen beobachtet werden kann, dass die Durchschnittsverschuldung in den letzten 5 Jahren stetig gesunken ist. Die finanzielle Situation veranlasst die Österreicher und Österreicherinnen daher bereits früher (mit niedrigeren Verbindlichkeiten) Initiativen zur Einleitung eines Privatinsolvenzverfahrens zu ergreifen.

Eröffnungen Passiva Durchschnitt
Gesamt  
Total 8 843 (8 175) 1 057 067 000,00 119 500,00  
Männer 5 449 (5 205) 816 728 000,00 149 800,00  
Frauen 3 394 (2 970) 240 339 000,00 70 800,00  
bis 24 Jahre  
Total  192 (157) 9 706 000,00 50 500,00  
Männer  96 (91) 6 437 000,00 67 000,00  
Frauen  96 (66) 3 269 000,00 34 000,00  
25 – 39 Jahre  
Total 3 035 (2 812) 207 710 000,00 68 400,00  
Männer 1 878 (1 771) 146 492 000,00 78 000,00  
Frauen 1 157 (1 041) 61 218 000,00 52 900,00  
40 – 59 Jahre  
Total 4 374 (4 112) 506 774 000,00 115 800,00  
Männer 2 668 (2 607) 372 678 000,00 139 600,00  
Frauen 1 706 (1 505) 134 096 000,00 78 600,00  
60+ Jahre  
Total 1 242 (1 094) 332 877 000,00 268 000,00  
Männer  807 (736) 291 121 000,00 360 700,00  
Frauen  435 (358) 41 756 000,00 95 900,00  

Mit steigender Altersgruppe steigt auch die Durchschnittsverschuldung der insolventen Österreicher. Die meisten eröffneten Insolvenzfälle (4.374) werden in der Alterskategorie der 40 bis 59-jährigen Schuldner verzeichnet.

Der höchste Anstieg an Insolvenzfällen (+ 22,29 %) ist jedoch in der Kategorie der unter 24-jährigen Schuldner zu finden. Die Durchschnittsverschuldung der unter 24-jährigen Schuldner liegt 2023 bei EUR 50.500,– und ist damit zum Vergleichszeitraum 2022 (durchschnittlich EUR 35.700,–) wesentlich angestiegen.

Die Durchschnittsverschuldung der insolventen Österreicher bis 24 Jahre stellt sich nach Bundesländern aufgeschlüsselt wie folgt dar:

Auch bei den Ursachen zur Jugendverschuldung sind Unterschiede zu den anderen Alterskategorien zu finden.

Während bei den älteren Insolvenzschuldnern insbesondere eine gescheiterte Selbständigkeit, eine jahrelange Arbeitslosigkeit und (insbesondere bei Frauen) eine Scheidung oder Trennung von Lebenspartnern als Hauptursachen für eine Privatinsolvenz angegeben werden, handelt es sich bei den jüngsten Insolvenzschuldnern vermehrt um Konsumschulden. Insbesondere Verbindlichkeiten aus dem Onlinehandel können zunehmend beobachtet werden. Durch Ratenkäufe und Verzugsfolgen geht ein Überblick über die Finanzsituation verloren, sodass man sich relativ schnell in einer „Schuldenfalle“ befinden kann.

Da der Onlinehandel als Insolvenzursache in der Altersgruppe bis 24 Jahren zunimmt, ist auch eine Steigerung der Insolvenzfälle junger Frauen auffallend. So ist die höchste Zunahme bei weiblichen Schuldnerinnen unter 24 Jahren zu verzeichnen, nachdem hier ein Plus von 45,45 % zu beobachten ist. Erstmalig sind in der Altersgruppe bis 24 Jahre gleich viele Frauen wie Männer betroffen. In der Vergangenheit entfielen circa 60 % der Insolvenzen der unter 24-jährigen Schuldner hingegen auf Männer, bei denen der Ankauf und/oder die Reparaturen von Kraftfahrzeugen zu den häufigsten Insolvenzauslösern gehören.

Während Frauen in allen Alterskategorien nur 38,38 % der Schuldner ausmachen, repräsentieren Frauen bereits 50 % der unter 24-jähren Privatschuldner.

Aufhebungen Privatinsolvenzen

Im Jahr 2023 konnten österreichweit 8.158 Schuldenregulierungsverfahren in nachstehender Form beendet bzw. abgeschlossen werden:

     
Zahlungsplan 5 645 69,20 %
Abschöpfung 2 389 29,28 %
Sonstiges 124 1,52 %
Privatinsolvenzen Gesamt 8 158 100,00 %

In der Vergangenheit wurde in circa 2/3 der Privatkonkurse mit den Gläubigern ein Zahlungsplan abgeschlossen. Der Zahlungsplan als Beendigungsform hat trotz der Entschuldungserleichterungen und sinkenden Quoten im Jahr 2023 die Marke von 70 % fast erreicht.

Ausblick Privatinsolvenzen

Weiterhin werden im Bereich der Privatinsolvenzen die Teuerungswelle sowie steigende Zins- und Kreditkosten zu einer Verschiebung der Insolvenzursachen führen. Wesentliche Teile der Schuldenberatung sind auf eine Existenzsicherung und nicht auf eine dauerhafte Entschuldung bzw. Schuldenregulierung ausgerichtet. Trotz Zunahme der verschuldeten Haushalte rechnen wir am Privatkonkurssektor mit gleichbleibenden Zahlen, zumal auch mit keiner wesentlichen Personalaufstockung bei den Beratungsstellen zu rechnen ist.

Bei Veröffentlichung wird um Quellenangabe gebeten.

Rückfragenhinweis

Mag. Franz Blantz                  Dr. Cornelia Wesenauer
Bereichsleiter Insolvenz        Pressesprecherin
Tel: 05 04 100 – 8000             Tel: 05 04 100 – 1193